Heute berichte ich über eine spannende Foto-Tour zur Schrammsteinaussicht im sächsischen Teil des Elbsandsteingebirges, die mich sehr fasziniert hat. Die Tour war Anfang Oktober, wie es dazu kam und wie sie ablief erfährst du in den folgenden Zeilen.
Die Schrammsteine
Die zerklüftete Felsgruppe des Elbsandsteingebirges liegt zwischen Bad Schandau und Schmilka in der Sächsischen Schweiz. Im Westen beginnt die Felskette mit dem Vorderen Torstein, sie wird dann durch drei senkrechte Felsöffnungen, den sogenannten Schrammtoren, durchbrochen. Zusammen mit der Schrammsteinaussicht bilden diese Felsen die Vorderen Schrammsteine.
Von der Schrammsteinaussicht hat man einen wunderschönen Blick auf die Torsteine und den Falkenstein in leicht nordwestlicher Richtung.
Die Idee
Tagsüber bei Sonnenschein ist das Licht zu hart und ein Teil der Steine liegt jahreszeitlich bedingt im Schatten. Auch bei bedecktem Himmel kommt eher selten eine wirklich schöne Lichtstimmung auf. Am Abend wiederum fotografiert man gegen die Sonne, was höchstens bei einem schönen Sonnenuntergang und kurz danach zu guten Aufnahmen führt.
Da ich die Aussicht bei schönem Licht festhalten möchte fällt die Wahl also auf die frühen Morgenstunden, wenn das Licht der Morgendämmerung und die ersten Sonnenstrahlen die Felsen in ein rötliches Licht tauchen.
Voraussetzung
In der Natur- und Landschaftsfotografie steht und fällt eine gute Aufnahme mit dem Licht. Bei ungünstigen Wetterbedingungen und fehlender Sonne wirken viele Aufnahmen eher unspektakulär, es fehlt das gewisse Etwas. So ist auch für diese Aufnahme eine Voraussetzung unumgänglich:
Die Sonne darf sich nicht hinter einer Wolkendecke verbergen, sprich: im Osten muss es klar sein. Ich hätte mir noch ein paar dekorative Wölken hinter den Felsen gewünscht, die ebenfalls von der Sonne angeleuchtet werden. Das ist hier zwar nicht der Fall, der Himmel hat dennoch eine schöne Färbung.
Vorbereitung
Die Vorbereitung für dieses Vorhaben beginnt schon am Vortag:
Der frühe Vogel macht das Foto
Um 4 Uhr morgens klingelt also der Wecker in unserer Pension in Porschdorf, die wir wärmstens empfehlen können: es ist das Erbgericht Porschdorf, eine schöne Pension mit gemütlichen Zimmern, leckerem Frühstück und sehr guter Hausmannskost am Abend. Die Lage für Ausflüge ist ideal, zur Bastei sind es mit dem Auto etwa 15 Minuten, ins Kirnitzschtal etwa 20 Minuten.
Während sich meine bessere Hälfte nochmal gemütlich umdreht stehe ich zügig auf um mich fertig zu machen. Mich überrascht selbst, wie fit ich schlagartig bin und komme schnell zu dem Entschluss, dass es an der Motivation und der Hoffnung auf eine gute Aufnahme liegen muss. Für ein Frühstück ist es dennoch definitiv zu früh, also packe ich zumindest ein paar Bananen für unterwegs ein. Muss reichen. Für den Notfall befinden sich in der Außentasche meines Kamerarucksacks stets zwei Müsliriegel und ein halber Liter Mineralwasser. Das Überleben ist somit gesichert. Auf eine Thermoskanne Kaffee verzichte ich ebenfalls, es soll ja keine Kaffeefahrt werden und die Fotoausrüstung ist mit etwa 8 kg (morgens gefühlt etwa 20 kg) schon schwer genug.
Gegen 4:30 Uhr ist Abfahrt zum Parkplatz „Nasser Grund“ im Kirnitzschtal, von wo aus die Wanderung beginnt. Nach etwa 20 Minuten Fahrt geht der Marsch im Dunkeln los, bestens bepackt mit Stirnlampe, der Fotoausrüstung auf dem Rücken, in der rechten Hand das Stativ, in der linken für kurze Zeit eine der besagten Bananen.
Es ist nach wie vor ein besonderes Erlebnis, in dunkler Nacht durch den Wald zu laufen. Schon faszinierend, wie geschärft die Sinne sind, jedes Rascheln wird wahrgenommen und ich rechne jederzeit damit, am Wegesrand ein paar Augen zu sehen, die das Licht der Stirnlampe reflektieren. Doch nichts dergleichen passiert, es ist völlig still und friedlich. Und das Schönste: die Einsamkeit – so früh trifft man eher selten andere Wanderer, und falls doch, dann sind es meist Gleichgesinnte. Wer läuft auch sonst freiwillig so früh durch Wald und Wiese…
Der Weg führt trockenen Fußes zunächst etwa 1,5 km über einen einfachen, stetig steigenden Waldweg in den sogenannten „Nassen Grund“, der seinem Namen zumindest an diesem Morgen nicht gerecht wird, bis zum Fuß der Schrammsteine. Erst ab hier wird es etwas anstrengender, es geht über den Mittelwinkelweg zunächst über Treppen und Stufen weiter und am Ende noch über ein paar Leitern fast senkrecht nach oben. Ein schweißtreibender Morgensport, und trotz Temperaturen von knapp über null Grad würde ein T-Shirt für den Aufstieg vollkommen ausreichen 🙂
Oben angekommen, sind es bis zur Aussicht noch ca. 10 min entlang des Gratweges, der zunächst noch einige Meter waagrecht verläuft bis es nach einem kleinen Rastplatz mit mehreren Bänken nochmals über Stufen und ein paar kleine Leitern weiter nach oben geht (laut Schild sind es von hier noch 5 Minuten).
Insgesamt dauert der Weg vom Parkplatz „Nasser Grund“ zur Aussicht ca. 45 min., wenn man flott geht. Ich hatte aufgrund der frühen Uhrzeit eine gute Stunde eingeplant und bin nun eigentlich viel zu früh oben; es ist noch komplett dunkel, und die Felsen der Schrammsteine werden von einem hellen Mond erleuchtet. Ein sehr eindrucksvolles Erlebnis.
Warten
Nach einer kurzen Verschnaufpause sowie einer Banane und einem Müsliriegel später heißt es nun abwarten, bis die Morgendämmerung einsetzt. Noch ca. 1 ¼ Stunden dauert es bis zum Sonnenaufgang. Der Wind pfeift mir ordentlich um die Ohren, zum Glück habe ich ein zweites Fleece dabei um der Kälte Stand zu halten, dort oben im Bereich der Aussicht gibt keine windgeschützte Stelle. Die winddichte Outdoor-Jacke hält den eisigen Wind recht gut ab, und die Wärme des schweißtreibenden Aufstiegs ist auch noch gespeichert. Schal, Mütze, Handschuhe bereichern den Wärmehaushalt ebenfalls.
Für zusätzliche Unterhaltung zur Überbrückung der Wartezeit sorgt ein Kletterer am großen Torstein… zunächst traue ich meinen Augen nicht, als ich dort ein kleines Licht im unteren Bereich aufblitzen sehe. Nachdem es eine Zeit lang wieder dunkel ist glaube ich schon, dass ich mich bestimmt getäuscht hatte. Bis sich im oberen Bereich des großen Torsteins eine Lampe den Weg nach oben bahnt. Ein lustiges Schauspiel, von dem Kletterer an sich sieht man nichts, nur die Lampe die sich bewegt und wild schwenkend den Fels anstrahlt. Oben angekommen erkenne ich nun den einsamen Kletterer der kurz danach ein Kamerastativ auf der Spitze aufbaut. Wie kann es auch anders sein, ich habe mir schon gedacht, dass es ein Fotokollege ist, wer klettert sonst freiwillig im Dunkeln auf so einen Berg 😉
Nach und nach wird es mit der einsetzenden Morgendämmerung heller und so baue auch ich mein Stativ und die Kamera auf. Ich platziere es direkt über dem Geländer der Aussicht, von dieser Position lässt sich mit 10 mm Brennweite (15 mm Kleinbild) der komplette Torstein mitsamt Falkenstein (rechts im Bild) einfangen.
Die heiße Phase
Der Kälte trotzend beginnt nun gegen halb sieben (etwa eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang) die heiße Phase und es geht mit den ersten Aufnahmen los. Noch ist es recht dunkel, so dass die Belichtungszeit entsprechend lang ist. Das Licht ist kurz vor Sonnenaufgang am schönsten und wenn die ersten Sonnenstrahlen auf die Spitze der Bergkette treffen. Um diesen Zeitpunkt herum mache ich die meisten Aufnahmen.
Mittlerweile haben sich sogar noch zwei weitere Frühaufsteher eingefunden, die einfach nur den Sonnenaufgang erleben wollen und nicht kiloweise Fotogerümpel mit sich rumschleppen sondern lediglich eine kleine Kompaktkamera.
Ich verharre noch ein Weilchen in meiner Position und warte darauf, dass die Sonne weiter aufsteigt um die Felsen in vollerem Licht zu sehen.
Der Rückweg
Leider wird das Licht recht schnell zu hart und da die Sonne es nicht schafft die komplette Felsenkette zu erleuchten baue ich gegen neun Uhr alles ab und mache mich nun doch halb durchgefroren auf den Rückweg. Der dauert nur etwa eine halbe Stunde, getrieben von der Freude auf die wartende Frau, einen heißen Kaffee und ein leckeres Frühstück im Erbgericht Porschdorf.
Auf dem Rückweg begegnen mir noch ein paar frühe Wanderer, die mich verdutzt anschauen. Ich grüße freundlich und marschiere flotten Schrittes weiter zum Parkplatz. Und schon jetzt habe ich beschlossen: Beim nächsten Mal werde ich die Tour nochmal machen, dann allerdings zum Sonnenuntergang. Wenn das Wetter passt.
Das Ergebnis
Nach Sichtung aller Aufnahmen habe ich mich final für die Variante entschieden, bei der die Felsenspitze von den ersten Sonnenstrahlen angestrahlt wird. Kurz vorher ist das Licht zwar schon schön, jedoch fehlt noch das gewisse Etwas, und später wurde es dann zu hart.
Als Grundlage für das fertige Bild dient diese Belichtungsreihe aus drei Aufnahmen:
Die Kameraeinstellungen sind:
Blende: 11
Brennweite: 10 mm
Belichtungsdauer: 1/5 s + 1/1.6 s + 2 s
Et voilà, nach der Bearbeitung sieht es so aus:
(für eine etwas größere Ansicht auf das Bild klicken)
Mir gefällt das Bild sehr gut, es ist einfach eine unglaublich schöne Aussicht und gehört nicht zuletzt aufgrund des Erlebnisses zu meinen Favoriten.
Wer mit diesem Motiv seine Wand schmücken möchte findet hier ein gutes Angebot:
Schrammsteinaussicht am Morgen (bei Posterlounge.de)
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